Harz. Am vergangenen Dienstag wurde auf der B82 bei Langelsheim eine Wildkatze angefahren und getötet (regionalHeute.de berichtete). Das Tier wurde nun an den Beauftragten des Nationalparks Harz, Ole Anders übergeben, um die Katze eingehender untersuchen zu lassen. Bei dem Unfallort hatte es in der Vergangenheit bereits mehrere Wildunfälle gegeben. Auch zwei Luchse sind dem Verkehr an dieser Stelle bereits zum Opfer gefallen, wie Ole Anders im Gespräch mit regionalHeute.de berichtet.
Durch Unfalltot der Wildkatze konnte die Stelle an der B82 als ein möglicher Unfallschwerpunkt für Wildtiere identifiziert werden, wo Tiere aufgrund der Landschaftsstruktur und Straßenbeschaffenheit stärker verunfallen. "Es wäre gut, wenn man solche Punkte über kurz pder lang entschärfen könnte", so Anders weiter, denn je nach Art und Schutzstatus sei der Verlust der Tiere für die Population, wie im Fall der beiden Luchse nicht mehr ganz so belanglos. Beim Luchs seien sogar 30 bis 40 Prozent der tot gefundenen Tiere überfahren worden. "Wir können nicht überall Wildbrücken hinbauen, aber wenn man sich anguckt, was da an Gewässern und Wirtschaftswegen unter Straßen durchgeht, ist es immer ein bisschen tragisch, wenn das Bauwerk nur so breit ist, dass das Gewässer oder der Trecker durchkommt und es nicht noch 2,5 Meter breiter gemacht wurde, damit auch die Tiere es nutzen können", erklärt Anders. "Das wird aus meiner Sicht viel zu wenig beachtet."
Wildkatze und Luchs sind vegetationsgebunden. Dieses Verhalten spiele auch an der betroffenen Straßenstelle eine Rolle. Die Katzen fühlen sich am wohlsten da, wo Wald ist - sie gehen ungern über die offene Fläche und lieber entlang von Gebüschstreifen oder Bachbegleitender Vegetation. Die Vegetation auf beiden Seiten der Straße führt dann dazu, dass die Tiere über den Asphalt laufen. Handelt es sich dabei noch um eine Strecke mit hohem Verkehrsaufkommen, auf der schnell gefahren wird, kommt es zu Unfallschwerpunkten.
Wildkatze besonders geschützt
Das am Dienstag überfahrene Wildkatzenmännchen wurde zunächst eingefroren. Niemals sollte so ein Tier schlicht entsorgt werden, denn aus dem genetischen Material könne man viele Informationen ziehen, die auch dem Schutz der Art zugutekommen könnten. Auch ob es sich dabei tatsächlich um eine Wildkatze handelt, könne mit einem Gentest abschließend einwandfrei geklärt werden. Denn manchmal sei es gar nicht so leicht eine Wildkatze von einer Hauskatze mit der entsprechenden Zeichnung zu unterscheiden.
Eine gesicherte Gesamtzahl der im Harz lebenden Wildkatzen gebe es zurzeit nicht. "Die Kollegen aus Sachsen Anhalt haben eine Größenordnung von knapp 400 Tieren als Minimum für ihren Teil des Harzes geschätzt. Wenn man das fortführt und den Westharz da mit ins Boot holt, kann man wahrscheinlich von einer ungefähren Größenordnung von 600 Individuen ausgehen, die im Harz leben", erklärt Anders. Die Population im Harz sei dabei eine der wichtigsten in Deutschland. In früheren Jahrzehnten sei die Wildkatze sehr stark verfolgt worden. Nun ist die Population wieder steigend, gilt jedoch noch immer als besonders geschützte Art. Das gesamteuropäische Verbreitungsgebiet sei immer noch sehr lückig - dem Harz komme somit eine besondere Verantwortung zuteil.
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