Weihnachtsstreik im Handel: "Ohne uns kein Geschäft"

Etliche Beschäftige gingen heute auf die Straße, die Kassen blieben geschlossen.

Statt zu verkaufen, zogen Beschäftige aus dem Handel durch Braunschweig.
Statt zu verkaufen, zogen Beschäftige aus dem Handel durch Braunschweig. | Foto: Verdi Bezirk Süd-Ost-Niedersachsen

Braunschweig. Am heutigen Samstag wurde ab 13 Uhr mit der Streikdemonstration in Braunschweig die Streikwelle des Einzel- sowie Großhandels in Niedersachsen eingeleitet. An der mit 200 Teilnehmenden gut besuchten Aktion nahmen trotz des Wetters auch Delegierte von Betrieben aus anderen Regionen in Niedersachsen und Bremen teil. Dies geht aus einer Pressemitteilung der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) hervor, die zum Streik aufgerufen hatte.



Der Schwerpunkt wurde aufgrund eines Einkaufssamstags auf den Einzelhandel gelegt. Zeitgleich standen und stehen in den anderen Regionen Betriebe vor ihren eigenen Unternehmen und setzen dort ein Zeichen gegen die Verweigerungshaltung des Arbeitgeberverbands.

Nach acht Monaten zähen Verhandlungen im Einzelhandel, habe der HDE (Handelsverband Einzelhandel) aktuell außerhalb vom Tarifgebiet Hamburg keinerlei weiteren Terminen zugestimmt. Darum machten die Beschäftigten ihrem Ärger laut Luft. „Ohne uns kein Geschäft“ und „Wir sind mehr wert“ waren dabei die beliebtesten Parolen und auf vielen Schals konnte man „Handel solidarisch“ lesen.

Große Auftaktveranstaltung


Bei der Start- und den Zwischenkundgebungen gab es solidarische Redebeiträge von Christos Pantazis (SPD, MdB), Karoline Otte (Grüne, MdB), Viktor Perli (Linke, MdB), Swantje Schendel (Grüne, MdL), Julek Weck (TV Stud) und Kai-Martin Winter (IG Metall Braunschweig). Carsten Müller (CDU, MdB) ließ sich entschuldigen. Die Demo zog vom Schloss mit Zwischenkundgebungen an der Stephanstraße und am Sack durch die Innenstadt, um wieder am Schloss zu enden. Es waren unter anderem Beschäftigte von IKEA, Primark, H&M, EDEKA, Aldi, Netto, TK Maxx, Obi und Marktkauf dabei.

Marc Jäger, Gewerkschaftssekretär im Handel, fasst zusammen: „Man kann sich diese Verweigerungshaltung nicht mehr ausdenken. Mit der Blockadeeinstellung stehen gerade Hunderttausende Beschäftigte kurz vor Weihnachten mit Reallohnverlust, Perspektivlosigkeit und der Angst vor der Rente da. Währenddessen machen sich die Verantwortlichen die eigenen Taschen voll. Wer sich da noch morgens selbst im Spiegel anschauen kann, scheint auch keine Empathie mehr zu besitzen. Aber wie sagte Thomas Jäkel, ehrenamtlicher Verhandlungsführer der EDEKA auf Arbeitgeberseite schon im Sommer? Wenn das Geld nicht reicht, sollen die Menschen halt aufstocken gehen. Die Geisteshaltung steht für sich.“

„Wir danken den solidarisch dagewesenen Kolleg*innen von TV Stud und der IG Metall genauso wie den Vertreter*innen aus der Politik, die heute gezeigt haben, dass die Forderungen der Beschäftigten im Handel gehört und gesehen werden. Gleichzeitig wollen unsere Mitglieder ebenfalls ein Zeichen setzen und spenden die übriggebliebene Erbsensuppe von der Zwischenkundgebung an die Obdachlosenhilfe. Die Kolleg*innen wissen eben im Gegensatz zu den Unternehmen, was ein solidarisches Miteinander ausmacht“, ergänzt Leon Huesmann, ebenfalls Gewerkschaftssekretär.

Weitere Aktionen geplant


Es sollen in den kommenden Wochen weitere Streikaktionen folgen. Am Montag, dem 4. Dezember wird es um 13 Uhr eine Kundgebung bei der regionalen Zweigstelle des HDE geben - so kündigte die Verdi an.


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