DRK-Delegiertenkonferenz: Kreisverband sieht sich gut aufgestellt

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Der DRK-Kreisverband ist ausgesprochen gut aufgestellt. Das machte Andreas Ring als Vorstand des hiesigen Roten Kreuzes am heutigen Samstag während der Delegiertenkonferenz seines Verbandes deutlich.

Vor allem bei den Mitgliederzahlen entwickele sich Wolfenbüttel gegen den Trend: "Im Gegensatz zu anderen Verbänden schrumpfen wir nicht", betonte er im Solferino am Exer. Mittlerweile gebe es im Landkreis 6365 Mitglieder. Das DRK beschäftige darüber hinaus 387 hauptamtliche und rund 700 ehrenamtliche Mitarbeiter. Ring unterstrich, mit diesen Zahlen und vor allem mit den Ergebnissen der täglichen Arbeit sei das DRK im Landkreis und bundesweit der Verband, dem die Menschen das größte Vertrauen entgegen bringen. "Außerdem sind wir größter Mitgliederverband, die größte Freiwilligen-Organisation und einer der größten Arbeitgeber im Landkreis."

Schon jetzt gehöre Wolfenbüttel zu den zehn stärksten Kreisverbänden in Niedersachsen. "Diese Position wollen wir ausbauen und bitten unsere Ortsvereine, für eine Mitgliedschaft im DRK zu werben." Nach Rings Worten strebt der Wohlfahrtsverband an, jeden zehnten Einwohner als Mitglied zu haben. Nicht aus Selbstzweck: "Vielmehr sind die Mitgliedsbeiträge eine wichtige Säule für unsere soziale Arbeit. Andererseits ist jedes Mitglied ein potenzieller Ehrenamtlicher - und ein Gradmesser für den Erfolg unserer Arbeit." Immerhin, die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren steige seit einigen Jahren wieder an – auch bei den jüngeren Altersgruppen. Allerdings sei es schwerer geworden, Leute langfristig zu binden; ehrenamtliches Engagement sei heute häufig Projekt bezogen.

Dass es ohne Ehrenamt künftig immer schwerer wird, die Aufgaben der Hilfe zu meistern, wurde in allen Redebeiträgen deutlich. Selbst in den Grußworten der stellvertretenden Bürgermeisterin Katrin Rühland und der stellvertretenden Landrätin Christiane Wagner-Judith klang dies an. "Es gibt kaum Menschen, die das DRK nicht kennen", sagte Wagner-Judith, "aber die Tiefe der Aktivitäten hat mich bei einem Besuch der DRK-Internetseite doch überrascht." Sie lobte den Verband für seine jetzt 150-jährige Arbeit und warb für "weiterhin Toleranz, Mitgefühl und offene Augen". Katrin Rühland ("Ich spende regelmäßig für die Wolfenbütteler Kleiderkammer") schloss sich diesem Dank an.

Doch diese Arbeit wird immer schwieriger. Axel Szybay als stellvertretender Präsidiumsvorsitzender sagte: "Wo es nur um Profit geht, wird niemand an Leib und Leben gesund." Das Nebeneinander der Wohlfahrtsverbände und verschiedenen Pflegedienstleister sei auf Dauer nicht auskömmlich. "Der Kostendruck geht mehr und mehr zu Lasten der Mitarbeiter, darum brauchen wir dringend eine Pflegerefom."

Ähnlich argumentierten Ring und Petra Seidel-Daschke, die Leiterin der DRK-Pflege und -Betreuung. Vor allem die demografische Entwicklung bereite ihnen Sorge. "Im Moment liegt der Bevölkerungsrückgang bei unauffälligen zwei Prozent", schilderte Ring. "Doch im Jahre 2030 leben in Süd-Ost-Niedersachsen etwa 20 Prozent weniger Menschen." Diese Menschen würden andererseits immer älter und ihre Pflege immer aufwändiger. "Zudem haben aufgrund der jahrzehntelangen Unterfinanzierung in Niedersachsen immer weniger Menschen Lust, in der Pflege zu arbeiten." Vor dem Wettbewerb um die "Kunden" stehe daher heute schon der Wettbewerb um die Fachkräfte. Das DRK habe daraufhin seine Ausbildung intensiviert, berichtete Petra Seidel-Daschke. Auch sie forderte eine Pflegerefom ein. "Experten rechnen damit, dass sich die Zahl der Demenzkranken in Deutschland bis 2050 von 1,5 auf 3 Millionen verdoppelt."

Eine Erfolgsgeschichte trug Thomas Stoch vor. Der Leiter des DRK-eigenen Integrations- und Therapiezentrums (ITZ) am Exer ist seit einiger Zeit Präsident der ISBA (International Short-Break-Association). Diese weltweite Vereinigung von Diensten, die Angehörige von Menschen mit Behinderungen unterstützen, plant ihren nächsten Kongress in Wolfenbüttel (9. bis 11. 9. 2014). "Wir haben schon eine ganze Reihe namhafter Besucher und Redner sogar aus dem EU-Parlament auf der Liste", freute sich Stoch.

Das DRK werde gleich mehrfach profitieren, glaubt er. "Einerseits schärfen wir unser Profil auf dem Gebiet der Behindertenhilfe. Andererseits können wir uns auf ganz hohem Niveau über die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen austauschen." Als Beispiel neuer Wege und Ideen nannte er die beschützenden Werkstätten. "Solche stationären Lösungen sind einfach nicht mehr zeitgemäß. Heute sind Förderung und Teilhabe der Menschen mit Behinderung viel wichtiger." Mit der Konferenz in der Landesmusikakademie werde das Renommee des DRK in puncto Inklusion weiter wachsen - "auf ein Level, das wir sonst nie erreicht hätten."

Die Ehrungen hielten wieder einige erstaunliche Zahlen parat:

Ehrungen Präsidium

Dr. Ulrich Heida, zehn Jahre ehrenamtliche Tätigkeit im Präsidium des Kreisverbandes. Dr. Heida ist Facharzt für Anästhesie und Rettungsmedizin und ärztlicher Leiter für den Rettungsdienst im Landkreis Wolfenbüttel ebenso leitender Hubschrauber-Arzt. Seit 2003 vertritt er die Belange des DRK-Kreisverbandes im Präsidium als Kreisverbandsarzt.

Beate Luthien ist seit 50 Jahren im Ortsverein Halchter aktiv. "Das ist ein Leben nicht mit dem DRK, sondern für das DRK", unterstrich Juliane Liersch in ihrer Laudatio. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Horst Luthin erhielt Beate Luthin voriges Jahr die Bundesverdienstmedaille für ihr ehrenamtliches Engagement.

Karin Schulz (in Abwesenheit) geehrt für 15 Jahre im DRK-Kreispräsidium.

Ehrungen Ehrenamt

Die stellvertretende Landrätin Christiane Wagner-Judith überreichte Ehrenamtskarten unter dem Motto "Ehrenamt ist Gold wert" an Marianne Offenmüller, Ursula Geschonke und Christine Schreiber.

Ehrungen Mitarbeiter

Lars Schäfer (20 Jahre)

Lars Schäfer ist seit 1. November 1993 beim DRK Rettungsdienst als Rettungsassistent beschäftigt. Hat Planungen für Großschadenslagen von Anfang an begleitet und war ehrenamtlich als Organisatorischer Leiter Rettungsdienst tätig. Seit Juli 2002 ist er auf dem Rettungshubschrauber Christoph 30 tätig. Nach Ausbildung zur Fachkraft für Hygiene wurde er zum 1. Januar 2001 zur leitenden Fachkraft für Hygiene im Rettungsdienst bestellt. In dieser Aufgabe ist er, gemeinsam mit zwei weiteren Fachkräften, für den Hygienezustand von Fahrzeug und Material zuständig.

Dagmar Böder (25 Jahre)

Dagmar Böder ist als gelernte Industriekauffrau seit dem 17. Oktober 1988 als Mitarbeiterin in der Verwaltung tätig. 1997 absolvierte sie die Ausbildung zur Übungsleiterin für Seniorengymnastik und leitete 15 Jahre ehrenamtlich 2 Gymnastikgruppen. Ehrenamtlich ist sie an den Vorbereitungen und Durchführungen von Seniorengroßveranstaltungen, Tagesfahrten und Freizeiten beteiligt.

Bernd Möker (30 Jahre)

Bernd Möker ist seit 1. Juli 1983 beim DRK Rettungsdienst als Rettungsassistent beschäftigt. Als gelernter KFZ-Mechaniker hat er in den 90-er Jahren den Retungsdienst-Fuhrpark betreut. An den Planungen für Großschadenslagen war er von Beginn an beteiligt, ebenso ist er von Anfang an ehrenamtlich als organisatorischer Leiter Rettungsdienst tätig. Seit 1986 übt er seine Tätigkeit auf dem Rettungshubschrauber Christoph 30 aus.

Abschließend lud Präsidiumsmitglied Juliane Liersch zum ersten DRK-Weihnachtsmarkt ein, der am 8. Dezember am Exer stattfindet. Schon jetzt haben sich mehr als 30 Teilnehmer mit Ständen für das Solferino angemeldet. "Außerdem gibt es eine große Tombola."

Leistungsbilanz 2012/2013


E/Anzahl Mitarbeiter = Leistung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter erbracht H/Anzahl Mitarbeiter = Leistung wird durch hauptamtliche Mitarbeiter erbracht



A ambulante Pflege – Sozialstationen Anzahl Patienten: 795 (H/96)

Arbeitskreise 20 (E/61)

Autismusambulanz (H/5)

B Blutspende (E) 89 Termine, 6.448 Spenden, ca. 7.000 Helferstunden

C Christoph 30 Luftrettungsassistenten des DRK (H/7)

E Erste Hilfe (E/15) (H/1) Anzahl Kurse: 166 Anzahl Teilnehmer: 1.866

F Familienentlastender Dienst (FED) (H/133) (E/200)

Betreuung für 550 Familien mit behinderten Angehörigen in der Region  90 Schulassistenzen

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) (H12) im Rettungsdienst und im FED

G Gedächtnistraining (E/1)

H Hausnotruf (H/2) Anzahl Anschlüsse: 318

I ITZ (Integrations- und Therapiezentrum (siehe FED, Wohnen, Therapie)

J Jugendrotkreuz (E/) 111 Kinder und Jugendliche in 9 Gruppen

K KAB (E/10)

Katastrophenschutz (E/112)

Kompetenzagentur (H/7)

Kriseninterventionsteam – KIT (E/12)

Krankenhaussozialdienst (E/12)

Kleiderkammer (E/13)

O Ortsvereine 27 (E/267)

R Rettungsdienst (H/73)

18.853 Einsatzfahrten, 475.860 km

Rotkreuzshop (E/6) (H/1)

S Seniorengymnastik (E/8) 10 Gruppen mit 264 Teilnehmern

Seniorenkreis Sonnenquartier (E/7)

Schulsanitätsdienst (E) 84 Helfer an 9 Schulen

Solferino Integrationsbetrieb (H/24)

Soziale Schulkantinen 12 Schulen/Kita‘s (E/5, H/5)

T Tafeln WF (E/23/H/4)

Therapie – Ergotherapie im ITZ (H/3)

Tagesbetreuung im Rosengarten (H/2)

W Wassergymnastik (E/2) fünf Gruppen mit 73 Teilnehmern

Wohnen für Menschen mit Behinderungen (H/5)

Y Yoga (E/2) sieben Gruppen mit 72 Teilnehmern

Z Zukunftsfabrik Integrationsbetrieb (H/16)


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