Schulwahlrecht der Eltern hat seine (Gemeinde)Grenzen

von Thorsten Raedlein




Wolfenbüttel. Nach dem Schulausschuss am Dienstag (WolfenbüttelHeute.de berichtete), sprach sich auch der Rat der Stadt in seiner Sitzung am Mittwoch dafür aus, dass Grundschüler aus Adersheim und Leinde ab dem Schuljahr 2015 entweder in der Grundschule Fümmelse ("klassische Halbtagsschule") oder in einer Ganztagsschule im Stadtgebiet unterrichtet werden müssen. Das Schulwahlrecht der Eltern endet somit an der Gemeindegrenze, denn eine alternative Beschulung an der Ganztagsgrunddschule in Cramme wurde mehrheitlich abgelehnt. Nach langer und zum Teil hitziger Diskussion wurde der Verwaltungsvorschlag bei 12 Gegenstimmen verabschiedet. Im Gremium wurde die Entscheidung damit argumentiert, dass man die städtischen Schulstandorte stärken wolle. Zwar könne man das Begehren der Leinder Eltern durchaus nachvollziehen, ein Entgegenkommen sei aber zum derzeitigen Zeitpunkt nicht möglich. Ab dem Schuljahr 2015 sollen demnach als Ganztagsschulen nur die Einrichtungen in Frage kommen, die in städtischer Trägerschaft sind. Zur Verfügung stehen dann mit dem Beginn des Schuljahres 2015 die Grundschule Wilhelm-Raabe, die Grundschule Karlstraße, die Wilhelm-Busch-Grundschule, die Grundschule Harztorwall und voraussichtlich ab dem Schuljahr 2015/2016 auch die Grundschule Am Geitelplatz. Kritik am Vorschlag äußerten Pirat Arne Hattendorf ("Sollten das Wohl der Kinder höher gewichten"), Grüne Beate Zgonc ("Wir sind für kurze Wege für kleine Menschen") und Horst Prediger (CDU), der sich als Ortsbürgermeister Leindes gegen die Ausgrenzung Crammes aussprach. Die Verwaltung sei leider einer entsprechenden Empfehlung des Ortsrates nicht gefolgt. Prediger monierte, das Wohl der Kinder werde nicht berücksichtigt. Die Stadt fordere Bürgerbeteiligung, habe aber den Elternwillen der Kita-Kinder nicht abgefragt. Der Schulstandort Wolfenbüttel sei auch ohne die Kinder aus Leinde gesichert. Diese Vorwürfe wollte Bürgermeister Thomas Pink nicht im Raum stehen lassen. Über ein Jahr arbeite die Stadt an einer Lösung des Problems. Sehr wohl kümmere man sich um das Wohl der Kinder und sehr wohl habe man das Gespräch mit der Kita-Leitung gesucht. Mit der Einbeziehung Crammes würde die Stadt einen Präzedenzfall schaffen. "Dies wäre der Anfang, den Schulstandort Wolfenbüttel zu zerfleddern", so Pink. Die von den Eltern kritisierte Schülerbeförderung werde man versuchen zu optimieren. Ein Argument der Eltern, dass auch Dörthe Wendige-Degenhard zu entkräften versuchte. "Ob drei oder sieben Kilometer bis zur Schule, die Kinder müssen so oder so fahren. Selbstkritik übte Werner Heise (Piraten): "Vielleicht haben wir einen Fehler gemacht und die Frage des Transportweges nicht am Anfang geklärt", sagte er. Wäre dies geschehen, hätte es vielleicht jetzt in den Köpfen der Eltern keine Horrorszenarien gegeben.


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