Braunschweiger Corona-Medikament: Entwicklung vorerst auf Eis gelegt

Gegen die derzeitige Omikron-Variante ist kein Kraut gewachsen. Daher muss die Weiterentwicklung nun erst einmal ruhen.

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Aktuell liegt die Studie für das Corona-Medikament auf Eis.
Aktuell liegt die Studie für das Corona-Medikament auf Eis. | Foto: Verena Meier / CORAT Therapeutics

Braunschweig. Viel Hoffnung hatte man in das Corona-Medikament der Forscher des Braunschweiger Biotechnologie-Unternehmens CORAT Therapeutics gesteckt, nachdem vor gut zwei Jahren die Meldung verkündet wurde, dass ein Medikament entwickelt wird, das gegen mittlere bis schwere Verläufe einer COVID-19-Erkrankung helfen soll. Bis in die klinische Testphase ist das Medikament gekommen. Doch nun müssen die Forscher die Entwicklung vorerst auf Eis legen. Denn die bisher entwickelten Antikörper sind machtlos gegen die Omikron-Varianten.



Nach langem Ringen um das nötige Geld, das für die weitere Entwicklung des Medikaments und vor allem für die klinische Studie dringend gebraucht wurde, konnte im Sommer die klinische Prüfung beginnen, an der mehr als 450 Krankenhauspatienten mit mittelschweren und schweren COVID-19- Symptomen in rund 50 Studienzentren in sechs Ländern teilnehmen sollten. Doch nun die Zwangspause: Gegen die derzeit vorherrschende Omikron-Variante ist das Medikament wirkungslos.

Ein Medikament bei schweren Verläufen


Die CORAT Therapeutics GmbH aus Braunschweig entwickelte ein Antikörper-Präparat zur Behandlung von hospitalisierten COVID-19-Patienten mit moderaten bis schweren Symptomen. Das Präparat besteht aus neuartigen, vollständig humanen, neutralisierenden Antikörpern, welche die Ausbreitung von SARS-CoV-2 im menschlichen Körper stoppen. Der Wirkstoff, COR-101, hat laut CORAT die Viruslast in der Lunge im Hamster- COVID-19-Modell um mehr als 99 Prozent verringert und induzierte eine Erholung nach zwei Tagen im Vergleich zu sieben Tagen ohne Behandlung. Doch das Medikament zeigte nur bei der Delta-Variante und der vorangegangenen Omikron-Variante Wirkung.



Unwirksam gegen aktuelle Omikron-Variante


Nachdem die erste klinische Studie erfolgreich abgeschlossen werden konnte, sollte es nun in die zweite Phase für die Zulassung gehen. Doch die wurde nun gestoppt. Wie CORAT Therapeutics-Geschäftsführer Dr. Andreas Herrmann im Gespräch mit regionalHeute.de erklärt, sei das Problem, dass sich die Antikörper nicht mit der derzeitigen Omikron-Untervariante bindet. Sie weisen zu viele Mutationen auf, die sich stark in der Struktur verändern und das Immunsystem besser umgehen können. "Wir konnten die bisherige Omikron-Vatiante BA 2 noch binden. Aber bei dieser Variante leider gar nicht mehr", so Herrmann. Die Mutationen seien einfach nicht zu greifen und man müsse einfach warten, bis eine neue Variante kommt, die man dann wieder binden könne. "Es macht einfach keinen Sinn, eine klinische Studie laufen zu lassen, wenn man die Variante nicht binden kann", sagt Herrmann. Bis es soweit ist, laufen sämtliche Vorbereitungen weiter. So könne man sofort wieder loslegen, versichert Hermann.



Gelder drohen zu verfallen


Doch den Forschern läuft ein wenig die zeit davon. Nicht nur, dass Corona noch immer viele Menschen schwer erkranken lässt und ein wirksames Medikament nach wie vor dringend benötigt werde. Auch die mühsam beschafften finanziellen Mittel stehen auf der Kippe. Die Bundesfördermittel von bis zu 38,7 Millionen Euro für die zulassungsrelevanten klinischen Studien ihres Antikörper-basierten Medikaments müssen bis Juni abgerufen sein. Wenn das nicht gelingt, und danach sieht es laut Herrmann derzeit leider aus, würden die nicht verwendeten Gelder verfallen und die Suche nach Geldgebern würde von vorne beginnen. Das wirft die Entwicklung wieder ein ganzes Stück zurück - besonders in der wichtigen Phase einer klinischen Studie. Dabei kritisiert Herrmann auch die Zeit, die vergangen ist, bis überhaupt Gelder geflossen sind. Im August hatte das Bundesforschungsministerium den Förderbescheid über 38 Millionen Euro übergeben - ein Jahr, nach der Zusage durch die ehemalige Bundesforschungsministerin Anja Anja Karliczek. "Frau Karliczek stellt sich da hin und sagt, ja wir fördern und dann hat es über ein Jahr gedauert, bis der Förderbescheid da war. Vom Geld ganz zu schweigen. Da liegt einiges im Argen", kritisiert Herrmann. Nun hoffe man, dass die Frist über Juni 2023 hinaus verlängert wird. Dazu befinde man sich aktuell mit der Politik im Gespräch.

Weitere Produkte in der Entwicklung


Nicht nur Land und Bund haben in das Unternehmen und in die Forschung Gelder investiert. Auch Privatinvestoren und andere Sponsoren wie der Pharmahersteller Dermapharm haben das Unternehmen mit finanziellen Mitteln unterstützt. Diese Gelder wolle und müsse man weiterhin in die Forschung stecken. Vielleicht nicht in ein Corona-Medikament, sagt Herrmann. Auch andere Produkte sollen entwickelt und lizensiert werden. "Da sind wir natürlich dem Geld unserer Investoren verpflichtet, das wir nicht verbrennen wollen. Wir werden unabhängig von Corona auch noch andere Erkrankungen angehen. Wir sind inzwischen so aufgestellt, dass wir auch andere Dinge entwickeln können", so Herrmann. Um was es sich für Medikamente handelt, verrät er nicht. "Aber es wird sich in unserem Kenntnisbereich befinden. Also im Bereich der Antikörpertherapien und auf der anderen Seite Infektionserkrankungen."


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