Gifhorn. Im Kampf gegen die hohen Corona-Zahlen hat der Landkreis Gifhorn einige Maßnahmen beschlossen (regionalHeute.de berichtete). Neben der seit gestern geltenden Ausgangssperre wurde auch eine Verschärfung der Kontaktbeschränkung in Aussicht gestellt. In einer Pressemitteilung übt die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen Kritik an den Lockdown-Maßnahmen.
Die Grünen betonen, Einschränkungen zu dulden, wenn sie sinnhaft seien. Bei der nächtlichen Ausgangssperre sei man allerdings der Auffassung, dass die frühe 20 Uhr-Grenze nicht sinnvoll sei. "Das Einkaufsverhalten hat sich in Corona-Zeiten auch bei älteren Menschen verändert, sie kaufen vermehrt am späteren Abend ein, gerade in der Zeit zwischen 20 und 21 Uhr. Auch Lieferung und Abholen von Speisen vor Restaurants durch Einzelpersonen sollten zu einem späteren Zeitpunkt möglich sein, um die Zeitschiene zu entzerren und die Betriebe nicht noch mehr in ihrer Existenz zu gefährden", betont Kreistagsmitglied Arne Duncker.
Beteiligung der Politik gefordert
Bei der für Ende dieser oder Anfang nächster Woche angekündigten kompletten Kontaktbeschränkung habe man allerdings erhebliche Bedenken. Diese Maßnahme, zu der allerdings noch keine Details genannt wurden, sieht vor, dass sich nur Personen des eigenen Hausstands treffen dürfen. "Alleinlebende Menschen werden hier in völlige Isolation gesteckt, ohne Zugang zu auch nur einer einzigen ausgewählten Kontaktperson, können aber bei einer Verabredung in Braunschweig oder Wolfsburg beliebige Personen treffen, wenn sie hinreichend mobil sind", so Duncker. Hier stelle sich die Frage, ob und wie eine zu starre Beschränkung überhaupt in der Bevölkerung befolgt werde. Es sei bekannt, wie die ohnehin schon verhängten Beschränkungen sich negativ auf Menschen auswirkten. "Wir wissen das von vielen alleinlebenden älteren oder kranken Menschen, aber auch bei den Kindern und Jugendlichen, für die wichtige Menschen einfach nicht mehr da sind – obwohl sie am anderen Morgen wieder in ihrer Gruppe in der Schulklasse sitzen. Hier erwarten wir eine Regelung, die genau diese Problematik berücksichtigt", erklären die Grünen. Man erwarte außerdem, dass diese weitreichende Entscheidung mit den konkreten Ausführungsbestimmungen und Ausnahmen – die bisher noch nicht vorliegen – vor einer Veröffentlichung der Kontrolle der Kreispolitik unterzogen wird.
Bei der Religionsausübung sollten nach Ansicht der Grünen allerdings strengere Maßstäbe gelten als bisher. Gottesdienste und vergleichbare Treffen sollten für die nächste Zeit abgesagt werden. "Die meisten Religionsgemeinschaften sind sehr kreativ und zeigen, dass es eine Vielzahl von kontaktlosen Möglichkeiten gibt. Gerade in meiner eigenen Kirchengemeinde in Meine habe ich dies in den letzten Wochen erlebt“, so Arne Duncker.
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