Erneuter Unfall der Erdölindustrie im Gifhorner Nordkreis

Etwa 200 Liter Lagerstättenwasser sind bei einem Auffangbehälter des Erdöl-Förderkonzerns Vermilion übergelaufen und haben den Boden kontaminiert.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Vorhop. Zirka 300 Meter südlich des Wasserschutzgebietes Schönewörde und etwa 1,8 Kilometer südöstlich der Trinkwasserförderbrunnen des Wasserwerkes Schönewörde ereignete sich erneut ein Lagerstättenwasser-Unfall. Um die 200 Liter Lagerstättenwasser liefen bei einem Auffangbehälter des Erdöl-Förderkonzerns Vermilion über und kontaminierten den Boden. Darüber berichten die Gifhorner Landtagsabgeordnete Imke Byl (Bündnis 90 / Die Grünen), der Faktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag Gifhorn Christian Schroeder und der Wasserbauingenieur Bernd Ebeling in einer gemeinsamen Pressemitteilung.



Bemerkt wurde dies erneut nicht durch Sicherheitseinrichtungen des Konzerns, sondern durch einen Spaziergänger. Die entsprechende Einpressbohrung wurde durch Vermilion erst einmal außer Betrieb genommen, der betroffene Boden wurde entsorgt. Der Schadensfall ereignete sich bereits am Sonntag, 10. Juli. Das zuständige Landesbergamt (LBEG) meldete den Unfall jedoch nicht über den eigenen Presseverteiler, sondern stellte eine Information dazu nur in die eigene Rubrik „Aktuelles“. Darin heißt es, dass ein unabhängiger Gutachter hinzugezogen wurde, der Bodenproben entnommen habe. Diese würden derzeit ausgewertet. Das LBEG gehe davon aus, dass über die behobene Bodenverunreinigung hinaus kein Umweltschaden entstanden sei.

"Wie erklärt sich dieser Unfall?“


„Warum wird so ein Vorfall nicht offen kommuniziert?“, fragt Christian Schroeder, Fraktionsvorsitzender der Fraktion Bündnis90/Die Grünen im Kreistag Gifhorn und Stadtrat Wittingen. „Und weshalb muss wieder erst ein Spaziergänger auf das auslaufende Lagerstättenwasser aufmerksam werden? Was wäre passiert, wenn dieser Spaziergänger nicht vorbeigekommen wäre? Wie viel Lagerstättenwasser wären dann in Boden und Grundwasser gelangt? Ständig wird uns versprochen, dass stärker in die Sicherheit investiert wird. Wie erklärt sich dann dieser Unfall?“

Der Wasserbauingenieur und Förderindustrie-Kenner Bernd Ebeling erklärt: „Nach Aussage von Vermilion Energy sind die Bohrlochkeller mit einem Warnsystem ausgestattet, damit unter anderem genau solche Unfälle schnell erkannt werden. Doch offensichtlich kann man den Aussagen des Unternehmens und dem Warnsystem selbst keinen Glauben schenken. Das hätte wirklich übel ausgehen können. Die an der Bohrung geplante Einpressmenge mit umweltschädlichem Lagerstättenwasser beträgt bis zu 250.000 Liter am Tag!“

"Sollte die Öffentlichkeit getäuscht werden?"


Auch die Landtagsabgeordnete Imke Byl ist empört. „Noch im März 2020 hat mir die SPD-CDU-Landesregierung auf eine Landtagsanfrage öffentlich geantwortet, dass angeblich Förderplätze so angelegt werden, dass keine wassergefährdenden Stoffe in den Boden gelangen können. Nun müssen wir wieder sehen, wie wenig Verlass auf solche Aussagen der Industrie, aber auch der Landesregierung ist. Denn offensichtlich stimmt es nicht. Sollte bloß die Öffentlichkeit getäuscht und beruhigt werden? Die Sicherheitsrisiken der Erdölförderung und die Bevölkerung müssen endlich ernstgenommen werden!“

Schroeder, Ebeling und Byl fordern eine umfangreiche Aufklärung des Schadensfalls durch den verantwortlichen Erdölkonzern Vermilion Energy und das zuständige Landesbergamt.


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