Nach Herpes-Ausbruch auf Reitturnier: Darauf sollten Pferdebesitzer jetzt achten

Nach dem Ausbruch des Herpes-Virus auf einem internationalen Reitturnier in Valencia machen sich auch in unserer Region Pferdebesitzer sorgen um ihre Tiere. regionalHeute.de sprach mit dem Tierarzt Dr. Jähn.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Pixabay

Region. Neben Corona sorgt derzeit ein anderes aggressives Virus für Angst in der Reiterwelt. Laut Medienberichten kam es Ende Februar im Spanischen Valencia zu einem Herpes-Ausbruch auf einem internationalen Reitturnier. Vier der Pferde seien verstorben. Die Reiterliche Vereinigung (FN) reagierte und sagte Bundesweit alle Pferdesport- und Zuchtveranstaltungen bis 28. März ab. Auch Axel Milkau, Initiator der Löwen Classics, soll den Berichten zufolge mehrere Pferde in Valencia gehabt haben. Die Angst unter den Pferdebesitzern ist groß. Im Gespräch mit regionalHeute.de erklärte Tierarzt Dr. Jörn Jähn von der Tierärztlichen Gemeinschaftspraxis Königslutter, worauf Tierhalter jetzt achten sollten.


Das Telefon steht dieser Tage nicht still in der Tierärztpraxis von Dr. Jähn. Besorgte Pferdebesitzer wollen sich über die Erkrankung informieren, der in der Vergangenheit immer mal wieder Pferde zum Opfer gefallen sind. Bis vergangenen Freitag sei noch kein Herpesfall in der Region bekannt gewesen, so Dr. Jähn gegenüber unserer Onlinezeitung. Dennoch komme es jedes Jahr zu fünf bis sechs Fällen in Deutschland, in denen die Tiere sterben. Einen Flächenbrand wie in Valencia habe es in Deutschland bisher nicht gegeben. "Das Problem in Valencia war wohl, dass dort alle Pferde in einem Stallzelt gestanden haben. Deswegen konnte sich das dort so schnell ausbreiten", erklärt Jähn. Zudem seien einige der Pferde nicht geimpft gewesen, denn eine Herpes-Impfpflicht für Turnierpferde gebe es nicht. Diese könne jedoch dabei helfen die Krankheitssymptome zu mildern. Die Infektion selbst könne durch eine Impfung nicht verhindert werden. "Aber der Körper ist dann darauf vorbereitet, hat die Antikörper und die Symptome fallen dann nicht so stark aus. Es ist das Einzige, was wir derzeit machen können, und deswegen empfehlen wir die Impfung. Auch bei älteren Tieren", so Jähn weiter.

So steckt sich der Vierbeiner an


Übertragen werden kann die Erkrankung von Tier zu Tier per Tröpfcheninfektion. Aber auch Stallpersonal oder Pferdebesitzer untereinander können die Viren weitertragen. Nämlich zum Beispiel dann, wenn das Pferd das Nasensekret auf die Jacke reibt und dieses dann weitergetragen wird. So könne die indirekte Übertragung eben auch durch Kleidung, Hände, Futter, Krippen, Tränken und Abortmaterial erfolgen. Die Inkubationszeit betrage zirka 24 bis 48 Stunden, sei jedoch auch von individuellen Faktoren abhängig und könne stark variieren, sodass auch eine Zeit von bis zu 21 Tagen möglich sei.

Obwohl es derzeit keine Auffälligkeiten in der Region gibt, sollten sich Reiter und Besitzer derzeit an die Empfehlungen der FN halten. In einer Pressemitteilung ruft diese vor allem die betroffenen Reiter aus Valencia zu erhöhter Vorsicht auf und klärt über erforderliche Hygienemaßnahmen auf. Dazu zähle, dass die Pferde bei einer möglichen Einstallung auf der Heimreise und bei der Ankunft im heimischen Stall vorsichtshalber von anderen Pferden zu separieren seien. Des Weiteren sollten die Tiere regelmäßig auf mögliche Symptome kontrolliert werden. Jähn empfiehlt darüber hinaus Neuzugänge für mindestens zwei Wochen in Quarantäne zu halten.

Dies sind die Alarmsignale


Ist das Pferd abgeschlagen und frisst nicht, sollte der Besitzer zunächst einmal Fieber messen. Eine Temperatur von bis zu 40 Grad Celsius könne dabei einen Anhaltspunkt für eine mögliche Herpesinfektion darstellen. Weitere Symptome können feuchter Husten und seröser Nasenausfluss sein. Aber auch neurologische Erscheinungen wie Ataxie, Lähmungserscheinungen, Stolpern, Zehenschleifen oder Kopfschiefstand können auftreten. Bei tragenden Stuten bestehe zudem die Gefahr eines Abortes.

Eine gesicherte Diagnose finde dann über einen direkten Erregernachweis statt, so Jähn weiter. Mit einem Abstrich mit einem Nasen-Rachen Tuper werde ein PCR-Test gemacht. Aber auch eine Blutuntersuchung könne Aufschluss geben. Diese würde jedoch eine längere Zeit in Anspruch nehmen, als ein PCR-Test.

Sollte sich ein Tier mit dem Virus infiziert haben, könnten unter anderem entzündungshemmende Medikamente zur Linderung der klinischen Symptome beitragen. Außerdem werde ein Breitspektrumantibiotikum zur Verhinderung einer bakteriellen Sekundärinfektion eingesetzt. Je nach Zustand des Tieres ist eine parenterale Infusion zur Unterstützung des Kreislaufes wichtig.


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