Trotz Pyro-Exzessen: Polizei zieht positives Derby-Fazit

Sowohl die Polizeidirektion Braunschweig, als auch die Bundespolizeiinspektion Hannover sind zufrieden. Der Verein Eintracht Braunschweig sowieso.

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Bundespolizisten überwachen die Ankunft der Gästefans.
Bundespolizisten überwachen die Ankunft der Gästefans. | Foto: Bundespolizeiinspektion Hannover

Braunschweig. Am heutigen Sonntag konnte Eintracht Braunschweig das Niedersachsen-Derby gegen Erzrivalen Hannover 96 mit 1:0 gewinnen. Ein großes Polizeiaufgebot begleitete das Hochrisikospiel. Beiden Fanlagern war es gelungen, zahlreiches pyrotechnisches Material in das Stadion zu bekommen und zu zünden. Dennoch ziehen sowohl die Polizeidirektion Braunschweig, als auch die Bundespolizeiinspektion Hannover ein positives Fazit. Der Verein Eintracht Braunschweig sowieso.



Gleich zu Beginn des Spiels zündeten die Anhänger von Hannover 96 Raketen und schossen diese nicht nur auf das Spielfeld, sondern auch in den mit Eintracht-Anhängern besetzten Teil der Nordkurve. Das Spiel musste mehrfach unterbrochen werden. Im weiteren Verlauf der Partie wurden auch in der Südkurve Pyrotechnik, Böller, Bengalos und Rauchbomben gezündet. Nach Abpfiff der Partie legten die 96-Fans Feuer in der Nordkurve.

Auch die Eintracht-Fans zündeten Pyrotechnik.
Auch die Eintracht-Fans zündeten Pyrotechnik. Foto: privat


Trotzdem zieht Roger Fladung, Polizeivizepräsident der Polizeidirektion Braunschweig in einer Pressemitteilung ein positives Fazit. Polizeibeamte und -beamtinnen aus ganz Niedersachen und aus den benachbarten Bundesländern seien im Einsatz gewesen. Nachdem die Fans aus Hannover gegen 11 Uhr am Hauptbahnhof in Braunschweig ankamen, wurden sie in Shuttlebussen zum Stadion gefahren; Einsatzkräfte haben die Busse bis zum Stadion begleitet, um einen sicheren Transfer zu gewährleisten. Vor Spielbeginn kam es im Gastbereich zu Verzögerungen des Einlasses. Grund hierfür war ein großes Banner, dessen Inhalt und Aufschrift zunächst durch die Ordnungskräfte überprüft werden musste.

Glasflasche geworfen


Zeitgleich betraten die bereits kontrollierten und eingelassenen Gästefans nicht die Blöcke im Stadioninnenbereich, sondern hielten sich noch davor auf, so dass sich der Einlass weiter verzögerte. Weiterhin versuchte eine größere Anzahl von Personen am Einlass die Absperrungen zu überwinden. Einsatzkräfte der Polizei konnten einen unkontrollierten Zugang ins Stadion unterbinden. Die Situation beruhigte sich wieder und der geregelte Einlass konnte fortgesetzt werden. In diesem Zuge warf ein einzelner Gastfan eine Glasflasche auf die eingesetzten Polizeikräfte. Der Mann konnte kurz darauf in Gewahrsam genommen werden.

Die Gästefans werden zu den Shuttle-Bussen geleitet.
Die Gästefans werden zu den Shuttle-Bussen geleitet. Foto: Bundespolizeiinspektion Hannover


Nach Spielende wurden die Fans von Hannover 96, analog des Hinweges, mit Shuttlebussen zum Bahnhof gebracht und von der Bundespolizei nach Hannover begleitet. Um die dort zuständige Polizeidirektion Hannover zu unterstützen, wurden vorsorglich Einsatzkräfte aus Braunschweig nach Hannover geschickt. Während des Einsatzes kam es aus beiden Fanlagern zum Abbrennen von Pyrotechnik. Zu diesen Situationen gibt es Videomaterial. Die Auswertung durch die zuständigen Stellen dauert an. Darüber hinaus, ist bei Kontrollen Pyrotechnik aufgefunden und sichergestellt worden.

Der Gesamteinsatzleiter Roger Fladung sagt: "Durch eine umfangreiche Vorbereitung und das engagierte Vorgehen der eingesetzten Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten haben wir einen nahezu störungsfreien Spieltag ermöglicht. Im Mittelpunkt unserer Vorbereitungen für diesen Einsatz standen die Offenheit und die Neutralität gegenüber fantypischer Begeisterung und Verhaltensweisen, die Gewährleistung eines störungsfreien Sporterlebnisses im ausverkauften Stadion und die konsequente Trennung beziehungsweise Verhinderung des Aufeinandertreffens rivalisierender, gewaltbereiter Personengruppen."

Videomaterial wird ausgewertet


Es sei aber auch zu Szenen gekommen, in denen Pyrotechnik in gefährlicher Art und Wiese eingesetzt wurde. Dies gehe über das Maß einer gelebten Fankultur hinaus. "Im Nachgang zu unserem Einsatz werden wir Videomaterial, insbesondere zum Einsatz von Pyrotechnik, aber auch von Sachbeschädigungen auswerten und gegebenenfalls weitere Strafverfahren einleiten", so Fladung.

Ähnlich sieht das Fazit der Bundespolizei in einer Pressemitteilung aus. Diese war mit rund 370 Kräften im Einsatz, unter anderem aus Uelzen, Duderstadt und Hünfeld sowie acht Diensthunden. In der Anreisephase fanden umfangreiche Aufklärungsmaßnahmen entlang sämtlicher Streckenverbindungen Richtung Braunschweig statt. Die besondere Herausforderung habe darin bestanden, ein Einwirken oder Aufeinandertreffen der rivalisierenden Fangruppierungen zu verhindern. Dazu wurde auch ein Polizeihubschrauber aus Gifhorn mit moderner Bildübertragungstechnik eingesetzt.

Bahnreisende voneinander getrennt


Insgesamt reisten rund 1.200 Fans von Eintracht Braunschweig mit der Bahn an. Aus Hannover erreichten 2.000 Fans den Braunschweiger Hauptbahnhof. Die Fans reisten mit einem Regelzug und einem Entlastungszug der Westfalenbahn, der aus Hannover direkt nach Braunschweig fuhr. Am Hauptbahnhof Braunschweig trennte die Polizei die anreisenden Fans beider Fanlager konsequent. Die Fans von Hannover 96 wurden geschlossen über den Parkplatz Süd zu den erstmals auf der Ackerstraße befindlichen Shuttle-Bussen geleitet. Die Anreisephase verlief ohne Vorkommnisse.

Auch die Rückreise verlief unter Polizeibegleitung ruhig und störungsfrei. "Wir waren mit weniger Kräften im Einsatz als beim letzten Derby. Unser taktisches Sicherheitskonzept im Hauptbahnhof Hannover und am Hauptbahnhof Braunschweig ging vollends auf. Das Verhalten der Fans war heute vorbildlich. Hierfür spreche ich mein Lob an alle Fans und Nutzern der Bahn aus, die sich für die notwendigen polizeilichen Maßnahmen zugänglich zeigten, so Martin Kröger, Einsatzleiter der Bundespolizei.

Alkohol-Konzept aufgegangen


Zufriedenheit auch bei Eintracht Braunschweig. Wolfram Benz, kaufmännischer Geschäftsführer der Eintracht, zieht in einem Pressestatement insgesamt ein positives Fazit: „Nicht nur sportlich war das Derby ein voller Erfolg, sondern auch unser Sicherheitskonzept in Bezug auf den Ausschank von Alkohol. Unsere Maßnahme, bis 30 Minuten vor Anpfiff auf dem Stadiongelände Alkohol auszuschenken, ist zu 100 Prozent aufgegangen. Unsere Fans haben alle frühzeitig die Einlasskontrollen passiert, Drucksituationen und Gedränge an den Eingängen konnte durch unser Konzept erfolgreich vermieden werden. Das war unser Ziel. Wir bedanken uns ausdrücklich bei unseren Fans, die mit ihrer Mithilfe entscheidend zum Gelingen beigetragen haben! Ein weiterer Dank richtet sich auch an alle Einsatzkräfte, die für die Sicherheit am heutigen Sonntag gesorgt haben. Getrübt wurde der Gesamteindruck allerdings durch den unverantwortlichen Einsatz von Pyrotechnik von Anhängern beider Vereine.“


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