"Situation wird schöngeredet" - Hitzige Diskussion um Inklusion

Im städtischen Schulausschuss wurde über einen CDU-Antrag zum Erhalt der Förderschule Lernen abgestimmt. Unterstützung gab es von ungewohnter Seite.

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Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Antonia Henker

Braunschweig. Äußerst knapp und nach intensiver Diskussion scheiterte am vergangenen Freitag im Schulausschuss ein CDU-Antrag, der vorsah, die Stadt möge sich beim Land für den Erhalt der Förderschule Lernen (Astrid-Lindgren-Schule) einsetzen. Bei drei Enthaltungen stimmten sieben Personen für eine Beschlussempfehlung, acht dagegen. In einer Woche ist das Thema dann auf der Tagesordnung des Rates.



Neben der CDU sprachen sich auch FDP und AfD (beide nur mit Grundmandat im Schulausschuss und daher nicht abstimmungsberechtigt), Gisela Ohnesorge (Die Linke / Die FRAKTION. BS) und Jens Kamphenkel aus der Gruppe der Elternvertreter für den Antrag aus. SPD und Grüne hielten dagegen.

Eine Mail aus Braunschweig


Für Bastian Swalve (SPD) sprachen zum einen formale Gründe für eine Ablehnung, da dies ein Thema sei, das auf Landesebene entschieden werden müsse. Eine Mail aus Braunschweig werde da nicht viel ändern. Zudem erinnerte er, dass Deutschland die UN-Behindertenkonvention unterschrieben habe und die Umsetzung der Inklusion daher verpflichtend sei. Zudem sei für Schüler ein Hauptschulabschluss enorm wichtig, da er die Eintrittskarte in den Arbeitsmarkt darstelle. Obendrein werde seiner Meinung nach vielerorts schon gute Arbeit geleistet. Es fehle nur an den nötigen Ressourcen, beziehungsweise müssten diese besser eingesetzt werden.

"Situation wird schöngeredet"


Gisela Ohnesorge (Die Linke) kritisierte dagegen, dass die Situation an den Schulen schöngeredet werde. Es gebe Schüler, für die ein geschützter Raum wichtig sei. Daher müssten die Förderschulen erhalten bleiben, um auch dem Elternwillen Raum zu geben. Auch die Lehrer seien teilweise überfordert, ergänzte Anke Kaphammel (CDU). Die aktuellen Erfahrungen würden zeigen, dass viele Kinder durch die Maschen fielen und jeden Tag unglücklich zur Schule gingen. Inklusion sei zwar in der Theorie gut, in der aktuellen Umsetzung aber noch nicht so weit, dass man die Förderschulen aufgeben könne.

Dem widersprach Burim Mehmeti (SPD). Er berichtete von Schulen, an denen gute Erfahrungen mit der Inklusion gemacht würden. Zudem sei der Vorteil der Inklusion wissenschaftlich bewiesen. Das brachte nun wiederum Elternvertreter Jens Kamphenkel auf die Palme. "Ich möchte keiner Familie erklären müssen, dass ihre Wahrnehmung, dass sie unglücklich ist, falsch ist, weil es wissenschaftlich widerlegt sei", so Kamphenkel. In Sachen Inklusion habe sich in den letzten Jahren zu wenig bis gar nichts bewegt. Es gebe nichts Falscheres, als jetzt die Förderschulen zu schließen.


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