Tarifreform statt Seniorenticket: Grünen-Fraktion kritisiert CDU-Vorschlag

Die CDU-Fraktion im Regionalverband Großraum Braunschweig hatte unlängst ein günstigeres Seniorenticket im ÖPNV vorgeschlagen. Dies sieht die Grünen-Fraktion nicht als zielführend.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: pixabay

Braunschweig. Analog des eingeführten verbundweiten 30 Euro-Schülertickets fordert die CDU nun auch die Einführung eines 30 Euro-Monats-Tickets für Senioren und Seniorinnen im Regionalverband Großraum Braunschweig (RVB) (regionalHeute.de berichtete). Ein entsprechender CDU-Antrag wurde mit Unterstützung der SPD im Verkehrsausschuss am 9. September beschlossen und wird am heutigen Donnerstag abschließend in der Verbandsversammlung beraten. Der Entwurf für die Umsetzung des Seniorentickets soll im zweiten Quartal 2021 vorgelegt werden. Wie die Grünen-Fraktion im RVB in einer Pressemitteilung kritisiert, klinge der CDU-Vorschlag angesichts der aktuellen Lage sehr ambitioniert und das Vorhaben so kurz vor der Kommunalwahl in 2021 würde für die CDU also gerade recht kommen. Stattdessen hoffe die Grünen-Fraktion auf die bereits angestrengte Tarifstrukturreform, die noch zu gestalten sei.


Hierzu meint der Fraktionsvorsitzende Dr. Frank Schröter: „Die Grüne Fraktion sieht die Einführung eines solchen Seniorentickets in der aktuellen Lage sehr kritisch. Ein vergünstigtes Seniorenticket gibt es im Verbundtarif Großraum Braunschweig (VRB) bereits. Der Zuschussbedarf für das neue Angebot (von bis zu 15 Millionen Euro) würde zum jetzigen Zeitpunkt den RVB und damit auch die Verbandsglieder zusätzlich belasten.“

Bereits 2019 wurde ein gemeinsamer Antrag von CDU, SPD, FDP und Grünen zu Eckpunkten einer Tarifstrukturreform beschlossen. Die Beauftragung des Gutachtens sollte in Kürze durch die Verbandsversammlung beschlossen werden. „Der Antrag der CDU-Fraktion zum jetzigen Zeitpunkt ist somit überflüssig, da das Seniorenticket in Rahmen des Gutachtens zur Tarifstrukturreform sowieso thematisiert werden soll.“, so Dennis Egbers-Schoger, der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion.

Grünen-Fraktion fordert einfache Tarife


Dr. Schröter ergänzt: „Wir möchten die Verkehrswende voranbringen, mehr Menschen zum klimafreundlichen Umstieg auf Bus und Bahn motivieren. Neben guten ÖPNV-Angebot brauchen wir aber auch attraktive, vor allem einfache Tarife für möglichst alle Personengruppen. Die Einführung des Seniorentickets würde die Erarbeitung der Tarifstrukturreform nur zeitlich verzögern. Zudem wird bereits ein vergünstigtes Seniorenticket für alle vier Zonen angeboten. Es gibt also keine Dringlichkeit.“

Das Zukunftskonzept des RVB sieht neben der Verbesserung des Verkehrsangebotes vor, ansprechende Tarife zu gestalten, um neue Fahrgäste für den ÖPNV zu gewinnen. Der bestehende Verbundtarif wird kundenfreundlich weiterentwickelt, so bietet der VRB ab 1. Januar 2021 zum Beispiel das lang ersehnte verbundweite Kurzstreckenticket an (ab Einstieg können drei Haltestellen nun – überall im Verbundgebiet - für 1,60 Euro gefahren werden).

Alternative verbundweites Sozialticket


Hierzu meint der Fraktionsvorsitzende Dr. Frank Schröter: „Statt eines 30 Euro-Monats-Tickets für Senioren und Seniorinnen könnten wir uns eher ein verbundweites Sozialticket vorstellen. Hiermit könnten unterschiedliche Personengruppen bei der Nutzung von Bus und Bahn begünstigt werden. In Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter und im Landkreis Wolfenbüttel wurden bereits sogenannte „Sozialtickets“ eingeführt. Ein einheitliches Sozialticket für das ganze Verbandsgebiet wäre wünschenswert.“

Dr. Schröter weiter: „Das müsste auch im Interesse der CDU sein, die sich ja bei der Grundrenten-Diskussion für eine Bedürftigkeitsprüfung stark gemacht hat, damit von den Vergünstigungen nicht Senioren mit einer guten Rente oder mit eigenem Vermögen profitieren.“

„Aber warten wir das Gutachten zur Tarifstrukturreform ab und entscheiden dann, welche geeigneten Maßnahmen wir im ÖPNV ergreifen, um möglichst noch viele Menschen zum Umstieg in Bus und Bahn zu mobilisieren“, so Dennis Egbers-Schoger, der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion.


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