Region. Bei manchen Polizeimeldungen, die unsere Redaktion tagtäglich erreichen, kann man wirklich nur den Kopf schütteln. Viele sorgen auch für Erheiterung und ungläubiges Staunen. Und auch bei der Polizei können sich die Verfasser der Berichte so manches Mal einen amüsierten, ja sogar süffisanten Unterton nicht verkneifen.
Jeden Tag wird regionalHeute.de mit den sogenannten "Blaulichtmeldungen" der Polizeiwachen zwischen Harz und Heide versorgt. Was dabei manchmal ans Tageslicht kommt, lässt uns Redakteuren nicht selten den Stift aus der Hand fallen. Manchmal bedarf es eines dritten und vierten Blicks auf die Meldung, um zu glauben, was da steht. "Dümmer, als die Polizei erlaubt", kann man in einigen Fällen mit Fug und Recht behaupten, "Mehr Glück, als Verstand" in anderen. Und wieder andere zeigen, dass der Einsatz der Polizei nicht nur nötig wird, wenn Unrecht geschieht.
Einige dieser kuriosen Meldungen, die uns das Jahr über von den Polizeistationen erreicht haben, fassen wir zum Jahresende einmal zusammen. Dabei sei gesagt: Alle von uns gezeigten Fälle sind glimpflich und ohne Personenschaden ausgegangen und sind genau so von der Polizei ermittelt und übermittelt worden. Etwas "hinzu gedichtet" oder weggelassen, haben wir nicht.
Kleine Asphalt-Cowboys
Fangen wir mit einer Meldung an, die unsere Redaktion im Mai aus Peine erreichte. Ein knapp dreijähriger Junge hatte hier offenbar früh seine Leidenschaft für motorisierte Fahrzeuge entdeckt und sich in einem unbeobachteten Moment Papas Autoschlüssel gemopst. Der Junge kletterte auf den Fahrersitz und startete irgendwie den Wagen. Nach 150 Metern endete die Fahrt an einem Verkehrszeichen. Eine zufällig anwesende Autofahrerin handelte geistesgegenwärtig und zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und verhinderte dadurch womöglich Schlimmeres. Zum Glück wurde bei dem Unfall niemand verletzt.
Einen ausgesprochen jungen Autofahrer erwischte auch die Polizei im März in Gifhorn. Ein 11-Jähriger hatte mit seinem 13-jährigen Kumpel eine kleine Spritztour mit einer Großraumlimousine gemacht. Diese gehörte aber nicht etwa seinem Vater - der Junge hatte das Auto kurz zuvor gestohlen. Der Besitzer hatte den Diebstahl bemerkt und die Verfolgung aufgenommen. Zeitgleich rief er die Polizei. Die Fahrt endete an einer Ampel, als der 11-Jährige mit dem Sharan rückwärts gegen einen hinter ihm wartenden VW Polo stieß. Verletzt wurde auch hier niemand, aber eine ordentliche Standpauke dürfte es zuhause gegeben haben.
Ob es am Ende dieser Geschichte eine Standpauke gegeben hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Aber eine glückliche Umarmung gab es, berichtet die Polizei in einer Meldung, die im August für Aufregung sorgte und die beamten der Bielefelder Autobahnpolizei auf den Plan rief. Ein Mann aus Braunschweig hatte sich bei der Polizei gemeldet, weil er seinen Sohn auf einem Autobahnparkplatz bei Rinteln vergessen hatte. Der Junge hatte sich bei einer Rast offenbar in einem unbeobachteten Moment aus dem Auto geschlichen. Dieses Problem fiel dem 44-Jährigen im ungünstigsten Moment auf - im Stau. Ein weiteres Dilemma war, dass sich der Vater nicht nicht an den Namen des Parkplatzes erinnern konnte. Aufgrund seiner Beschreibung gingen die Beamten der Autobahnpolizei davon aus, dass sich der 11-Jährige auf dem etwa 50 Kilometer entfernten Parkplatz "Papenbrink Nord" aufhalten musste. Dort konnte eine Streifenbesatzung den geduldig wartenden Elfjährigen wohlbehalten antreffen und zur Autobahnpolizeiwache in Herford bringen, wo ihn sein Vater später dankbar und glücklich wieder in die Arme schließen konnte.
Griff ins Klo
Ein Einbruch im November in ein Kurhaus St. Andreasberg führte für die Täter nicht zum gewünschten Erfolg. Nachdem sie mühevoll einige Türen aufgehebelt hatten, endete der Einbruch vor der Toilette. Die Diebe zogen ohne Beute ab.
Von einer richtigen Scheiß-Idee kann man im nächsten Fall sprechen. Beamte der Helmstedter Polizei wurden in einer Nacht im September zu zwei Dixi-Toiletten gerufen, die in in der Emmi-Lademann-Straße in die Luft gesprengt worden waren. Von den mobilen Toiletten blieben nur noch die Böden übrig, der Rest war in alle vier Windrichtungen verteilt worden. Der Schaden dürfte sich nach Schätzungen der Polizei auf rund 1.400 Euro belaufen.
Mit Fäkalien tierischer Natur musste sich die Polizei in Braunschweig im August beschäftigen. Ein 32-jährige Mann aus Salzgitter führte seinen Hund im Wohngebiet am Kurt-Schumacher-Ring aus und ließ diesen sein "großes Geschäft" in unmittelbarer Nähe zu spielenden Kindern verrichten. Zufällig anwesende Polizisten forderten den Hundehalter auf, die Hinterlassenschaft seines Hundes zu entfernen. Das sah dieser aber gar nicht ein: Stattdessen forderte er die Polizisten auf, ihn doch anzuzeigen. Dem Wunsch des Hundehalters sei sofort entsprochen worden, teilte die Polizei dazu mit.
Coitus interruptus
Etwas zu laut ging es offenbar bei dem Liebesspiel eines Pärchens in Goslar zu. Nicht zum ersten Mal. Nachbarn hatten die "Geräusche" aus der Wohnung als Hilferuf interpretiert und die Polizei gerufen. Die stand kurze Zeit später einer Dame gegenüber, die verkündete, "sie habe nur etwas Spaß gehabt". Damit war es dann aber vorbei. Die Polizei fertigte eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die damals geltende Corona-Verordnung, da man davon ausging, dass die Dame für den Spaß Geld verlangt hatte.
Einen weiteren Liebesakt musste die Polizei Goslar im September am Ufer des "Unteren Eschenbacher" Teiches beenden. Spaziergänger hatten die Polizei gerufen, weil sich das Pärchen bei seinem Sex-Spielchen nicht hatte stören lassen, sondern stattdessen auch noch rumpöbelte . Die Polizei nahm Personalien auf und fertigte eine Strafanzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses an.
Dumm gelaufen
Unter die Rubrik "dumm gelaufen" fallen die folgenden Fälle, bei denen sich die Betreffenden wohl dachten, sie könnten der Polizei ein Schnippchen schlagen und dabei über ihre eigene Dummheit stolperten.
Wirklich dumm gelaufen ist die Flucht eines Mannes in Bad Harzburg, gegen den zwei Haftbefehle über mehrmonatige Haftstrafen bestanden. Der Mann war einer Polizeistreife aufgefallen, als dieser als Beifahrer in einem Auto saß. Als der 25-Jährige bemerkte, dass der Streifenwagen wendete, verließ er das Auto und flüchtete zu Fuß. Da er lediglich Badelatschen an hatte, fiel ihm die Flucht entsprechend schwer. Schließlich verlor er die Latschen. Als er über eine Mauer springen wollte, stürzte er und konnte festgenommen werden. Bei der anschließenden Durchsuchung wurden Betäubungsmittel gefunden. Die Flucht in Latschen endete in der JVA.
Haarig wurde es auch für einen 25-Jährigen in Braunschweig, der als falscher Polizist Kontrollen in Braunschweig durchführte. Bei seinen "Kontrollen" traf er nämlich auf einen Zivilfahnder der echten Polizei. Nachdem der Mann im Kennelweg aufgefallen war, als er in Polizeiuniform gekleidet und mit Blaulicht am Auto umhergefahren war und Personen angesprochen hatte, rückten Zivilfahnder der echten Polizei aus. Zunächst fanden die Polizisten nur ein Auto, das mit einem falschen Kennzeichen und diversen Anbauteilen ausgerüstet war. Ein Zivilfahnder suchte weiter nach dem falschen Polizeibeamten und wurde plötzlich mit einer Taschenlampe angeleuchtet und mit den Worten "Halt! Stopp!" angesprochen. Es handelte sich um einen 25-jährigen Braunschweiger, der eine olivfarbene Uniform mit Polizeiabzeichen trug. An seinem Gürtel hatte er ein Holster mit einer Schreckschusswaffe. Den Mann erwarten nun Strafanzeigen wegen Amtsanmaßung und Urkundenfälschung.
Einen ungewöhnlichen Fund machten die neuen Mieter einer Wohnung in Lautenthal. Als sie beim Renovieren einen Kühlschrank öffneten, den der Vermieter hinterlassen hatte, fanden sie zwei Flaschen mit Cannabisblüten. Die Polizei stellte die Flaschen sicher und leitete ein Verfahren gegen den 32-jährigen Vormieter ein. "Dieser wird sich jetzt sicherlich mehrfach über seine 'vergessenen' Pflanzen ärgern", kommentierte die Polizei den Vorfall.
Noch dreister war ein Autofahrer in Gifhorn im Sommer, als ihn Beamte der Bereitschaftspolizei Braunschweig im Rahmen einer Verkehrskontrolle überprüften. Der Mann war den Polizisten aufgefallen, weil er während der Fahrt mit dem Handy telefonierte. Als die Beamten den Führerschein des 58-Jährigen verlangten, erklärte dieser, dass er diesen soeben wegen eines Geschwindigkeitsverstoßes für einen Monat bei der Polizei abgegeben hatte. Gegen den Gifhorner wurde ein Strafverfahren wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis eingeleitet.
Eigentlich hätte sich ein 39-Jähriger aus Oelerse freuen können. Ein ehrlicher Finder hatte seine Brieftasche bei der Polizei abgegeben. Die wiederum wollte das Fundstück bei dem Besitzer abliefern. Beim Betreten des Hauses schlug den Beamten schon Marihuanageruch entgegen, der offenbar aus der Wohnung des 39-Jährigen kam. Durch die offene Wohnungstür konnten die Beamten auf einem Tisch mehrere Beutel mit Marihuana und weitere Konsumutensilien feststellen. Am Ende wurde knapp ein Kilo Marihuana, zirka 100 Gramm Amphetamin, Tabletten und zahlreiche Cannabispflanzen gefunden.
Vor knapp zwei Wochen dachte sich ein 54-Jähriger in Schöningen, er könnte die Polizei mit einer falschen Identität überlisten, als er sich bei einer Kontrolle für seinen Bruder ausgab. Der Mann war mit seinem Motorroller unterwegs, als er in die Kontrolle geriet. Er konnte den Beamten jedoch keine Ausweisdokumente vorlegen, machte aber mündliche Angaben zu den Personalien. Nur hatte er sich dabei als sein Bruder ausgegeben. Die Lüge flog schnell auf, da der Schöninger einem Beamten persönlich bekannt war. Nun schauten die Beamten noch genauer hin. Dabei stellte sich heraus, dass die Betriebserlaubnis des Motorrollers manipuliert worden sei und dieser fahrerlaubnispflichtig war. Auf den Mann waren nun gleich mehrer Strafverfahren.
Nicht ohne mein Handy
Ja, wir alle kennen das: Das geliebte Handy ist ein Heiligtum - schlimm, wenn es weg ist. So dachte scheinbar auch ein Ladendieb im Sommer in Wolfsburg. Nachdem er von der Verkäuferin beim Klauen von Zigaretten erwischt wurde, ergriff er die Flucht. Diese wollte die Verkäuferin verhindern und es entstand ein Gerangel, bei dem der Dieb sein Handy verlor. Schließlich gelang ihm die Flucht doch. Doch der Verlust des Handys schmerzte wohl sehr. Also ging er zurück zum Laden, um das Telefon zu holen. Dort wartete dann aber schon die Polizei.
Dass die Polizei in Müden bei Gifhorn einen Ladendieb kurz nach der Tat festnehmen konnten, verdankt sie drei wirklich cleveren 10-Jährigen. Die hatten den 33-Jährigen dabei beobachtet, umgehend die Polizei gerufen und eine sehr gute Täterbeschreibung abgeliefert. Die Beamten wussten nach der Beschreibung, dass es sich um einen amtsbekannten Mann aus Müden handelte. Der bekam dann Besuch von der Polizei und wurde zum Tatvorwurf vernommen. Außerdem gab es eine Anzeige dafür, dass er einen Energydrink klaute.
Alkohol, oh Alkohol
Vor einigen Wochen staunte die Polizei nicht schlecht, als sie auf der A2 bei Lehre auf dem Verzögerungsstreifen einen BMW bemerkten, der mit laufendem Motor und eingeschaltetem Warnblinklicht dort abgestellt war. Als die Beamten den Wagen unter die Lupe nahmen, entdeckten sie auf dem Fahrersitz eine 34-Jährige aus Wolfenbüttel und auf dem Beifahrersitz den 32-jährige Fahrzeughalter. Beide hatten ordentlich getankt und und beschuldigten sich gegenseitig, zuvor das Fahrzeug geführt zu haben. Ein Atemalkoholtest ergab bei dem 32-Jährigen einen Wert von 2,37 und bei der 34-Jährigen einen Wert von 1,05 Promille. Da keine von beiden Personen von ihrer Behauptung Abstand nahm, wurde beide ins Klinikum Wolfsburg zur Entnahme einer Blutprobe gebracht.
Dass Alkohol und Auto irgendwie so gar nicht zusammen passen, beweist auch der nächste Fall, der sich Ende November bei Langelsheim ereignete. Nachdem ein Mann im Rausch einen Unfall gebaut und dabei einen Grundstückszaun und einen Baum demoliert hatte, verzog er sich von der Unfallstelle. Blöd war nur, dass er das Kennzeichen seines Autos zurück lies und die Polizei ihm schnell auf die Spur kam. Neben entsprechenden Beschädigungen am Fahrzeug konnte von den Polizisten eine Alkoholfahne wahrgenommen werden. Es wurde eine Blutprobe angeordnet und der Führerschein beschlagnahmt.
Das Schönste kommt immer zum Schluss
Zu guter Letzt haben wir noch einige Polizeimeldungen, die beweisen, dass in manchen Fällen eben doch "das Gute" siegt.
Und so lieferte die Ankunft eines neuen Erdenbürgers kurz vor Weihnachten die wohl schönste Polizeimeldung des Jahres. Pünktlich zum Nikolaustag hatte es ein Baby offenbar sehr eilig, das Licht der Welt zu erblicken. Wie die Polizei Braunschweig berichtete, wurden die Beamten von einem Autofahrer angesprochen, bei dessen Ehefrau bereits die Geburtswehen eingesetzt hatten. Mit Blaulicht wurden die werdende Mutter ins Krankenhaus eskortiert, wo das Baby nur 20 Minuten später zur Welt kam.
Kurz vor Weihnachten kam auch von der Polizei Helmstedt die Meldung, dass doch noch kleine Wunder geschehen. Ein 72-Jähriger stöberte durch die Regale in einem Supermarkt in der Helmstedter Innenstadt. Bei sich hatte er eine prall gefüllte Geldtasche, deren fünfstelliger Inhalt unmittelbar zur Bank gebracht werden sollte. Aus Sicherheitsgründen hatte er sie nicht im Auto lassen wollen. Beim Stöbern in einer Warenabteilung legte er die Geldtasche ab und vergaß sie dort. Als er später in die Abteilung zurückkehrte, um seine Geldtasche zu suchen, war sie weg. Zwei Tage später tauchte die Tasche samt Inhalt jedoch wieder auf. Ein Pärchen, das das Geld gefunden hatte, lieferte es höchstpersönlich bei dem 72-Jährigen ab. Der bedankte sich gerührt mit einem zehnprozentigen Finderlohn.
Ein wenig Glück im Unglück hatte ein Senior in Helmstedt vor einigen Wochen. Dem sehbehinderten Rentner wurde mit einem fiesen Trick eine größere Summe Bargeld geklaut. Erst zuhause bemerkte er den Diebstahl, der Kummer war groß. Doch durch zwei großzügige Spender erhielt er einige Tage später einen Teil seines Geld zurück. Die Polizei berichtete und fahndete auch in den Medien und sozialen Netzwerken über diesen Fall. Dort war das Entsetzen über die Dreistigkeit des Diebes groß. Es rief aber auch Mitgefühl hervor. Spontan fanden sich zwei Spender auf der Wache ein und legten 100 Euro, beziehungsweise 200 Euro auf den Tisch. Somit konnten dem 76-jährigen Opfer mit 300 Euro ein Teil seines Geldes zurückgegeben werden.
Und noch eine Spendenaktion sorgte am Ende einer Straftat für strahlende Gesichter. Am 10. Januar wurde der 48-jährige Stefan Empen aus Oker Opfer eines Vandalismusaktes. Unbekannte zerstörten sein E-Mobil und nahmen dem gehbehinderten Okeraner somit seine Selbstständigkeit. Nach dem Bericht auf regionalHeute.de war die Anteilnahme so groß, dass Empen wieder "im Sattel" seines neuen Seniorenmobils sitzen konnte. Durch eine Spendenaktion konnte ein gebrachtes Fahrzeug gekauft und wenig später an den 48-Jährigen übergeben werden. Dieser freute sich riesig und dankte allen Spendern, von denen ein nicht unbedeutender Teil auch aus der Leserschaft von regionalHeute.de stammte.
So, das waren sie, die sonderbarsten, schönsten und rührendsten Polizeigeschichten des Jahres 2021. Wir sind zuversichtlich, dass uns die hiesigen Polizeiwachen auch im kommenden Jahr mit skurrilen Geschichten versorgen werden. Bis dahin: "Bleiben Sie sicher" - wie es Aktenzeichen XY-Moderator Rudi Cerne sagen würde.
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