Schreckliche Nachrichten: Das Geschäft mit dem Tod

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Manchmal ist das Leben einfach schrecklich. Quelle: regionalHeute.de
Manchmal ist das Leben einfach schrecklich. Quelle: regionalHeute.de

Immer wieder berichten wir über schreckliche Geschehnisse. Beinahe täglich schicken wir unzählige "abstoßende Bilder" in die Welt. Meist handelt es sich dabei um Verkehrsunfälle. Muss man darüber wirklich berichten? Macht es die Welt besser? Die Antwort: Ja!


Für mich ist klar, wenn ein Unfall auf der A2 für stundenlange Staus sorgt, Menschen im Berufsverkehr nicht zu ihren Familien nach Hause oder zur Arbeit kommen, dann sollten wir darüber berichten.

Jeden Tag fahren zahllose Menschen mit dem Auto zu den unterschiedlichsten Terminen. Für Wartezeit wegen eines Unfalles muss jeder Verständnis haben. Stelle man sich nur vor, was die Beteiligten gerade durchmachen. Ja, das ist richtig. Doch auch die Frustration der anderen Menschen ist zu verstehen, vielleicht sind sie gerade auf dem Weg:

  • zum Vorstellungsgespräch

  • zur schwangeren Frau ins Krankenhaus

  • zum Vater ans Sterbebett

  • oder zu ihren wartenden Kindern.


Da hält es sich mit dem Verständnis schnell in Grenzen. Dies vor allem, da viele Unfälle durchaus vermeidbar wären: Handy am Steuer, Abstand nicht eingehalten, zu schnell unterwegs. Das muss doch nicht sein!

Wir können nur lernen verantwortungsvoll mit unserer Umwelt und den anderen Menschen umzugehen, wenn wir uns der Gefahren bewusst sind. Ein bisschen ist das wohl wie beim Rauchen, das kann "tödlich sein". Ja, interessiert den Raucher aber scheinbar nicht - zumindest solange, wie er nicht selbst betroffen ist.

GrausameDetails


Und genau da kommt auch die Presse ins Spiel. Berichte über Unfälle sollen informieren, sollen über die Geschehnisse aufklären. Details zu schrecklichen Ereignissen helfen, das Unfassbare greifbar zu machen. Und vor allem: Sie dienen als Warnung. Als Online-Zeitung gehören schlimme Nachrichten zu unserer täglichen Arbeit. Es ist, wie ein Geschäft mit dem Tod.

Wir befinden uns dabei aber in direktem Austausch mit den Einsatzkräften, mit der Polizei und der Feuerwehr. Oft sind wir selbst vor Ort, wissen was zu tun ist. Wir gehenpietätvoll mit der Identität der Opfer um. Dennoch zeigen unsere Bilder die ungeschönte Realität des Geschehens.

Die Einsatzkräfte befürwortensogar explizit Blaulicht-Berichterstattung. Denn: Sie wirkt präventiv.

(An dieser Stelle meinen größten Respekt: Diese Männer und Frauen müssen fürchterliche Dinge mit ansehen. Doch sie tun dies freiwillig und um zu helfen.)

Manchmal ist das Leben einfach schrecklich


Dabei spielt natürlich auch die Aufbereitung der Texte eine große Rolle. Warum schreiben wir so "sensationsgeil"?

Dazu ein Beispiel:

Variante 1: "Zwei Tote bei Verkehrsunfall auf der Landstraße"

Klingt schrecklich. Aber darf es etwas mehr sein?

Variante 2: "Familiendrama: Kinder sehen ihre Eltern bei Unfall sterben"

Was war geschehen?


Eine Familie fährt nachts über die Landstraße, der Vater am Steuer. Die Kinder schlafen auf der Rückbank. Sie zeigt ihm ihr neuestes Bild auf Instagram, hält ihm das Handy hin, er lacht. Das Auto kracht in den Gegenverkehr. Ein lauter Knall, das Fahrzeug schleudert umher. Die verzweifelten Kinder wissen nicht was geschehen ist. Ihre Eltern sitzen blutend vor ihnen, sie sind stumm, für immer.

Welche der beiden Varianten den Leser jetzt mehr über das eigentlich Geschehen verrät, welche zu einem Klick verleitet und nachfolgend einen Warneffekt hinterlässt, das mag sich jeder vielleicht selber beantworten.

Manchmal kann man ein schreckliches Ereignis einfach nicht beschönigen. Tot ist tot. Und das ist immer schrecklich. Aber, wir können daraus lernen.






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